#TakeHeartResidenzen 2021-2023

Mit #TakeHeart setzt der Fonds Darstellende Künste im Rahmen von NEUSTART KULTUR – dem von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) finanzierten Rettungs- und Zukunftspaket für den Kultur- und Medienbereich – seine umfassenden Fördermaßnahmen fort. Ziel der neuen Programmlinien ist es, die Auswirkungen der Corona-Pandemie im Kulturbereich abzumildern, den Wiederbeginn kulturellen Lebens in Deutschland zu befördern, Künstler*innen Planungssicherheit und zugleich neue zukunftsweisende Perspektiven für die Entwicklung der Freien Darstellenden Künste zu ermöglichen.

Im Folgenden stellen wir vor, welche Residenzen am TOR 6 Theaterhaus mit Unterstützung des Theaterlabors umgesetzt werden.

#TakeHeartResidenzen 2021-2023

1.3. bis 30.4.2023
Michael Grunert „Lebenszeichen – persönliche Nachrichten vom Krieg“

Die Residenz setzt sich mit den Erfahrungen von Soldaten im Krieg und ihrem Kontakt mit ihren Angehörigen auseinander. Sprachnachrichten, Mails, Chats, Briefe von russischen und ukrainischen Soldaten und ihren Angehörigen werden dabei historischen Feldpostbriefen aus dem 2. Weltkrieg gegenübergestellt. Es wird untersucht, inwieweit das gefundene originalsprachliche Material performativ nutzbar ist. Zentral in der Recherche ist einerseits die visuelle Ebene (Nutzbarkeit kyrillscher und Sütterlin-Schriftzeichen als Bühnenbild) und andererseits die lautsprachliche Ebene (Emotionalität der Texte in Direktsprache vs. abgespielter Tonaufnahmen).

Foto: Jörn Josiek

1.3. bis 30.4.2023
Olga Feger „Theater als Ort des gesellschaftlichen Wandels“

Während ihrer Residenz beschäftigt sich die Schauspielerin und Theatermacherin Olga Feger mit verschiedenen Methoden und Ansätzen bereits praktizierter subversiver Theaterformen. Allen voran möchte sie die Methode des Theaters der Unterdrückten nach Augusto Boal genauer untersuchen. Zielsetzung ihrer Recherche ist es, diese Methoden mit ihrer bisherigen künstlerischen Praxis zu kombinieren und neue Formate daraus zu entwickeln.

Foto: Ali Arab Purian

01.03. bis 30.04.2023
Asta Nechajute „Wasser und Energie: Happily ever after?“

Science meets Kunst…
In der Recherche lotet Asta Nechajute zwei Grundlagen des modernen menschlichen Lebens aus: Wasser und Energie. Ihre Nachforschungen reichen von der Mythologie des Wassers bis hin zu den Zukunftszenarien der Energiegewinnung. Dabei sollen die Fragen durchforscht werden: wie weiter? Business as usual? Oder übersehen wir womöglich etwas? Um am Ende womöglich einen theatralen Fahrplan und eine Fusion der Themen Wasser, Energie und Zukunft zu entwickeln.

Foto: C Meyer

1.3. bis 30.4.2023
Karin Wedeking „Memoriere!“

Diese Residenz untersucht den menschlichen Körper in seiner Ganzheit als Medium der Speicherung, als Archiv kreativer Prozesse. Wo und wie wird das mentale, physische, emotionale und soziale Geschehen einer Improvisation oder Aufführung in seiner Komplexität in den Akteur:innen gespeichert? Eine Erforschung des Zusammenspiels zwischen Körpergedächtnis, Gehirn, emotionalem und kollektivem Gedächtnis.

Foto: Tom Dombrowski

1.3. bis 30.4.2023
Chantal von Tayn „Das Objekt als Erzählmittel und Bühnenbild“

Eine Recherche zur Rolle von Waldholz als Bühnenbild bzw. als Teil der Szenografie und als Teil der Objektmanipulation/Jonglage. Im Zentrum steht die Frage, wie Objekte sowohl als Erzählmittel als auch als Teil der Szenografie funktionieren können. Ziel ist es, eine möglichst direkte Verknüpfung von Choreografie und Szenografie herzustellen.

Foto: Bente Stachowske

1.2. bis 31.3.2023
Noriko Seki „Interview-Reihe zur Situation von Frauen mit Migrationshintergrund im Alter“

Welche Rolle spielt die eigene Herkunft im Alter? Was geschieht, wenn man an das eigene Ende denkt, nachdem man in einem ursprünglich fremden Land so lange lebt, dass man dort zusätzlich neue Wurzeln etabliert hat?
„In dieser Residenz werde ich mit Frauen, die nicht in Deutschland geboren wurden, aber schon lange hier leben, sehr persönliche Interviews führen. Für jedes Interview möchte ich mir genug Zeit nehmen, um die Frauen und ihre Biografien kennenzulernen. Was brauche ich, um mich zu Hause zu fühlen? Gibt es Rituelle oder Handlungen, die ich wiederhole und die mit dem Alltag hier verbunden sind?
Wo und wie möchte ich gegraben werden, wenn ich sterbe im fremden Land?
Für die Interviews entwickle ich einen Fragekatalog, der sich in erster Linie um Erinnerungen, Gefühle, aber auch sinnliche Momente und existenzielle Fragen dreht.“

 

Foto: Kenneth George

1.2. bis 31.3.2023
Alina Tinnefeld „Romcom Rhapsody“
Schmachtfetzen zelebrieren & Liebesoden schreddern

Diese praktische Recherche von Alina Tinnefeld sucht zum einen nach den Widersprüchen, Irritationen, Unstimmigkeiten im Innersten unserer Sehnsüchte und zum anderen nach Vorstellungen über gelungene Beziehung, Erwartungen, Wünsche sowie dem Bild de:r:s richtigen Partner:in/Partner:innen. Wo verschwimmen die Grenzen von Fiktion und Realität? Welche Bilder füttern unsere intimsten Sehnsüchte?

1.2. bis 31.3.2023
Christine Ruis „Körper – Papier – Musik – Falten“

Gesichtsfalten – im Alter von 66 Jahren ein täglicher Anblick im Spiegel. Ein Wandlungsprozess.
Christine Ruis wird die 8 Wochen der Residenz nutzen, verschiedene Wandlungsprozeße spielerisch forschend zu umkreisen. Forschungsobjekte sind der eigene Körper, unterschiedliche
Papiere als Faltmaterial und ihr Akkordeon, ein Falteninstrument, Als Ergebnis der Residenz soll eine künstlerisch überzeugende poetische Präsentation entstehen die den Erfahrungsprozeß veranschaulicht, nachvollziehbar macht und Neugierde auf Wandlung und Entfaltung weckt.

Foto: blitzgarten
Bildbearbeitung: Maria Arndt

15.2. bis 15.4.2023
Melanie Lopez Lopez
Decoding Flow | Painting choreography

Die Residenz zentriert sich auf die theoretische und praktische Recherche des psychischen Zustandes des “Flow” und Entstehungsprozesses selbst im Bereich zeitgenössischer Tanz. Ergänzend wird dieser als Medium in fortlaufende Improvisationen genutzt, um mit den ganzen Körper Gemälde entstehen zu lassen, die wiederum das ephemere Geschehen des Tanzens auf künstlerischer Weise zurückspiegelt.

Foto: Rekie

01.02. bis 31.03.2023
Pauline Miller/Isabel Remer „Der Dark Clown in der Literatur“

Our ‘return to the dark side’ is driven not only from the desire to better understand the Dark Clown form, but the wish to gain an insight into implementing the form dramaturgically. At the far end of the Clown spectrum resides the Dark Clown, subject to suffering all the fear, anguish, shame and existential horror that confronts the human species. Throughout human history these same themes have been explored and recounted through myths and legends and in more recent times, within the Western theatre tradition. Our research focuses on looking for The Dark Clown figure within Greek and Norse Mythology, in the Heroes and Villains of the Shakespeare Canon and in Brechtian societies. Looking in detail for the dramaturgical conditions that give rise to the Dark Clown and for the audiences’ role in sustaining its existence.

01.02. bis 31.03.2023

Thomas Behrend „Francisco de Goya – Whistleblower“

Eine Recherche zu Goyas Bilderzyklus „Die Schrecken des Krieges (Desastres de la Guerra)“
Die Brisanz der Bilder von Francisco de Goya soll mit den Veröffentlichungen moderner Whistleblower verglichen werden. Thomas Behrend möchte dabei u.a. der These nachgehen, ob die auf den Bildern zu sehenden Greueltaten als kollektive Verletzungen anzusehen sind. Methodenimprovisationen und spezielle Stimmtechniken dienen unter anderem als Werkzeuge bei der Recherche. Die dramatische Rettung seiner Werke wird ebenfalls aufgearbeitet.

1.12.2021 bis 31.1 2022
Karin Wedeking „Wunderkammer“

Was ist Kreativität, wodurch entsteht sie, und wodurch wird sie gefördert oder blockiert?
Acht Wochen auf der Suche nach den kreativen Aha-Momenten, die aus dem Unbewußten entstehen. Was kommt dabei heraus? Alles ist offen: Unwillkürliche Arbeit mit Materialien, Worten und dem Körper, ohne die Trennung von Arbeit und Freizeit, Alltag und kreativem Schaffen. Kreative Prozesse, die aus Ruhe und Muße und Spontaneität entstehen. Das divergente Denken soll über das konvergente Denken herrschen.
Das Entstehen-Lassen ohne thematische Leitlinie und ohne definiertes Ziel bildet die Grundlage für diese Residenz. Ein Blick in den Mikrokosmos eines künstlerischen Ichs, das nichts aussagen will, und doch etwas sagt.

01.01.2022 bis 28.02.2022

Josef Bäcker „Erbe und Eigentum“

15 Gespräche mit unterschiedlichen Menschen. Verschiedene Spuren. Eine Recherche. Eine Suche. Videografische Dokumentation. Was wollen wir vererben? Was ist unser wichtigstes Eigentum? Wie geht vererben richtig? Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen. – Artikel 14 Absatz 2 Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland. Aber was heißt das konkret? Wer ist diese Allgemeinheit? Sind das nicht wir alle? Also her mit dem Wohle. Her mit der Kohle!

01.11.2021 – 31.12.2021
Thomas Behrend „Jacob Pins – ein künstlerischer Annäherungsversuch“

Der Maler und Grafiker Jacob Pins wurde am 17. Jan. 1917 in Höxter geboren. Er floh vor der nationalsozialistischen Judenverfolgung nach Palästina, nahm aber nach dem Ende des Dritten Reiches den Kontakt zu seiner Geburtsstadt Höxter wieder auf und stiftete ihr 2003 einen umfangreichen künstlerischen Nachlass.

Um den Nachlass zu verwalten, wurde das Forum Jacob Pins mit der Jacob Pins Gesellschaft geschaffen. So ist der Nachlass für die Öffentlichkeit zugänglich.

Während meiner Residenz besuchte ich das Forum in Höxter und bekam eine exklusive Führung durch die Ausstellung. Darüber hinaus wurde mir umfangreiches Material zur Verfügung gestellt, vor allem der komplette Briefverkehr des Künstlers. Das Studium der Briefe an und von Jacob Pins und die Sichtung anderer Informationsquellen über den Künstler half mir, als Künstler Verständnis für seine Motivation zu entwickeln, nach Ende des sog. Dritten Reiches wieder Kontakt mit seiner deutschen Heimat aufzunehmen. Mich interessierte, wie er die Ermordung seiner Familie verarbeitet hat und ob sich sein Verhältnis zu seiner Geburtsstadt geändert hatte. Aus der umfangreichen Briefkorrespondenz konnte ich ein Bild seiner Persönlichkeit ableiten, das durch das Studium anderer Quellen ergänzt wurde.


01.02. bis 31.03.2022:
nö theater „Funktioniert Theater ohne Macht?“

In den letzten Jahren häufen sich die Vorwürfe an deutschen Theatern. Häufig sind diese gegen die Leitung oder die allgemeinen Strukturen am Haus gerichtet. Dabei sind die Gründe der Empörung so bunt und vielfältig wie die Theaterszene selbst. Sie reichen von ungerechter Bezahlung, über Mobbing bis hin zu sexuellem Missbrauch.
Im Rahmen der Recherche werden folgende Fragen untersucht: Wird Machtmissbrauch am Theater durch die dort vorherrschenden veralteten, hierarchischen Machtstrukturen begünstigt – vielleicht sogar
ermöglicht? Oder braucht es eine klare Hierarchie für einen reibungslosen künstlerischen Prozess? Ist eine so steile Hierarchie, wie sie derzeit an deutschen Theater vorzufinden ist, vereinbar mit grundlegenden Werten?

01.02. bis 31.03.2022
Laura Parker, Krischan Rudolph, Alina Tinnefeld „Keine Ursache“

Eine künstlerische Annäherung mittels Schauspiel, Film und Musik an Posttraumatische Belastungsstörungen
(PTBS). Künstler:innen aus Bielefeld & Köln loten physische und filmische Möglichkeiten der szenischen
Darstellung von emotionalen Zuständen aus, auf Grundlage von Erfahrungen & Interviews, und beschäftigen sich
mit Ansätzen und Formaten, dem Betroffene und Nicht-Betroffene beiwohnen können.

01.02.2022 – 31.03.2022
Felix Falczyk / Johanna Herschel „Bewegungsrecherche zu (Radio-)Nachrichten“

 
In den zwei Monaten der Residenz “Bewegungsrecherche zu (Radio-)Nachrichten” wird nach einer spekulativen Tanzpraxis geforscht. In dem Zeitraum wird regelmäßig zu Radio-Nachrichten getanzt, um zu untersuchen, welche choreographische Prinzipien sich daraus ableiten lassen. Dabei werden verschiedene Praktiken der Zweckentfremdung des Nachrichtenhörens entwickelt. Nachrichten richten unsere Körper aus, ordnen sie an und setzen sie zueinander in Verhältnis. Lässt sich durch die Frage nach einem körperlichen Verhältnis zu Nachrichten ganz allgemein danach fragen, was Tanz, Musik oder Bewegung sein könnten? Wird durch das immer stärker werdende Aufkommen von Fake News ein New(s) Dance notwendig?
https://www.instagram.com/deepfake_situations/

 

1.11.2021 – 31.12.2021

Michael Grunert „Wohnungslos“

Wie sieht der Alltag von Obdachlosen aus? Wie sieht ihr Blick auf die Stadt aus? Gibt es soziale Verbindungen zwischen den Obdachlosen?
Ich spreche mit Betroffenen, Streetworkern, Mitarbeiter*innen von Ämtern, Institutionen. Ich lese Romane, in denen Existenzen auf der Straße und ihre Überlebensstrategien Thema sind. Im Anschluss an die Residenz möchte ich Choreografien und eine szenische Arbeit mit Objekten entwickeln.

01.02. bis 31.03.2022
Iduna Hegen, Noriko Seki, Friedrike Daumiller, Kaveh Ghaemi und Julia Gotzmann
„Heter*Utopia“

HETER*UTOPIA verbindet die Worte Heterotopie (andere Orte) und Utopie (Nicht Orte) miteinander. Wir gehen davon aus, dass unmittelbare zwischenmenschliche Begegnungen friedenstiftend wirken und es dafür geschützte Räume bedarf, losgelöst von gesellschaftlichen Konventionen. Begegnung ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Doch wann sind wir offen und bereit für eine Begegnung? Wie entsteht eine Begegnung? Wie können wir KünstlerInnen mit den Mitteln des Raumes, des Lichtes und Schattens, mit Ritualen, durch Performance und innerer Haltung zwischenmenschliche Begegnungen erzeugen? Wie verändert die Stille Begegnungen? Welchen Einfluss hat eine natürliche Umgebung auf sie? Welche Bedürfnisse und Sehnsüchte liegen einer Begegnung zu Grunde? Welche Widerstände und Ängste können auftreten? Diesen und weiteren Fragen stellen wir fünf KünstlerInnen aus Schauspiel, Clownerie, Tanz, Design und Philosophie uns, auf der Suche nach der unmittelbaren Begegnung.

01.02. bis 31.03.2022
Agnetha Jaunich „Building an inside eye on dramaturgy prozesses“

Von Innen nach Außen treten und wieder hinein schauen. Sich selbst hinterfragen ohne sich zu verurteilen oder zu sabotieren. Sich fragen und selbst antworten. Ein Teil davon sein und doch einen objektiven Blick beibehalten.
Agnetha Jaunich möchte sich in der Residenz mit dem dramaturgischen Blick auf ihre eigenen inszenatorischen Arbeiten beschäftigen.
Inszenierungen werden nochmals aus verschiedenen Blickwinkeln analysiert, Szenen dekonstruiert und das eigene Werk konstruktiv hinterfragt.
Ist es möglich gleichzeitig in einem Prozess als Künstlerin beteiligt zu sein und trotzdem einen „objektiven“ dramaturgischen Blick auf die eigene Arbeit zu werfen?

Gefördert vom Fonds Darstellende Künste aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR.