07/17/2025 Th3ateradm1n

Theaterlabor unterwegs // Spectaculum de defectum (Straßentheater)

Ein umwerfend unterhaltsames theatralisches Spectacel menschlicher Unzulänglichkeiten.

 

Spieldauer 60 Min., Eintritt frei

Spielort: Vor der Konzertmuschel im Kurpark

 

Das Theaterlabor bohrt sich in dieser Straßentheaterproduktion tief in das Innere der tragenden Balken unserer Gesellschaft: Eine talentierte Truppe gemeiner Nagekäfer hat den idealen Lebensraum gefunden: ein verstecktes Gebäude, von den Menschen seit vielen Jahrhunderten ungeliebt, fast unsichtbar und vom Verfall bedroht – es kann also aufs vorzüglichste und in aller Ruhe seit Generationen vernagt werden. Nebenbei gehen die Holzwürmer ihren Talenten und philosophischen Fragen nach Leben und Tod nach. Was unterhaltsam und fröhlich-anarchisch daherkommt, hat leider einen allzu realen Hintergrund: In der Detmolder Innenstadt steht ein kleines, denkmalgeschütztes Gebäude, das von der Stadtverwaltung lange Jahre als Gartenhaus angesehen wurde; durch umfassende Forschung ist nun seit einigen Jahren bekannt, dass es sich bei dem verfallenen Häuschen um ein jüdisches Bethaus aus dem Jahr 1633 handelt und somit um ein stadtgeschichtlich bedeutendes Bauwerk. Die Vorgänge rund um die Entdeckung, weitere Entwicklung und Nutzung des Gebäudes sind Anlass und Inspiration für die Arbeit an „Spectaculum de defectum“. Der aktuelle Besitzer des Gebäudes – ein bekannter Strafverteidiger der rechten Szene (z.B eines Brieffreunds von Beate Zschäpe) und selbst wegen Volksverhetzung verurteilt – will das Haus abreißen, Parkplätze bauen und sich notfalls durch alle Instanzen klagen. Die lokale und überregionale Presse berichten, Politiker aller Ebenen sind involviert, der öffentliche Diskurs ist teilweise bissig, engagierte jüdische Bürger werden bedroht. Verwaltung, Politik und Zivilgesellschaft ringen mit Vorschriften, Gerichtsurteilen, Reflexen und Gefühlen, während das Gebäude immer weiter verfällt und zusammenzustürzen droht; die Sache ist verfahren.

 

Inszenierung: Indira Heidemann

Schauspieler: Thomas Behrens, Pauline Miller, Isabel Remer, Stefanie Taubert, Alina Tinnefeld, 

Live-Musik: Alexander Quaet-Faslem

Bühne und Technik: Ralf Bensel

 

Es handelt sich um klassisches, freundliches Straßentheater, das sich an ein breites Publikum zwischen

6 und 99 Jahren wendet. In dieser publikumswirksamen Weise wird die Geschichte einer baufälligen Synagoge

aus der Sicht der sich ausbreitenden Holzwürmer erzählt.

 

Einführung/Moderator: Prof. Matitjahu Kellig

 


Gefördert von: Ministerium Kultur und Wissenschaft NRW,

KULTURFONDS der Stadt Bad Salzuflen, Bürgerstiftung Bad Salzuflen e.V.

Veranstalter: Ratschlag für Vielfalt, Toleranz und Respekt, Bad Salzuflen